Begegnung mit der grünen Fee auf Usedom

Absinth war und ist Kult. Früher bekannt als grüne Fee, erlebt die Wermut-Spirituose jetzt destilliert im Wasserschloss Mellenthin ein Revival als weiße Fee.

Die geheimnisvolle grüne Fee

Um kaum ein anderes alkoholisches Getränk ranken sich so viele Geschichten und Mythen wie um den Absinth. Allein schon sein früherer Name, die „grüne Fee“, sorgt für einen geheimnisvollen Zauber. Hinzu kommt noch der Ruch des Verbotenen. Denn lange Zeit war das Trinken sowie Herstellen von Absinth in vielen Ländern untersagt. Man deklarierte ihn als giftig, um die ungehemmte Trinkkultur Anfang des 20. Jahrhunderts zu unterbinden. Seit den Neunziger Jahren ist er wieder erlaubt und wird hauptsächlich in Frankreich und der Schweiz hergestellt. Aber auch bei uns in Deutschland erlebt der Absinth seit einigen Jahren einen regelrechten Boom. Doch woraus besteht sie eigentlich, die geheimnisvolle grüne Fee?

Gesunde Kräuter und dennoch verboten

Absinth ist in erster Linie eine Wermut-Spirituose. Das geht schon aus dem Namen hervor. Denn das lateinische Wort absinthium bezeichnet schlicht und ergreifend Wermut. Außer diesem enthält Absinth meist eine Mischung verschiedener Kräuter, wie Ysop, Minze, Melisse und Anis. Diese sind traditionell allerdings eher für ihre heilende als für eine schädigende Wirkung bekannt. In Verruf geriet die grüne Fee auch nicht durch sie, sondern wegen ihrer stark berauschenden Wirkung. Absinth wurde nämlich Anfang des 20. Jahrhunderts sehr hochprozentig und vor allem exzessiv getrunken. Schlechte Lebensbedingungen und bittere Armut in dieser Zeit führten oft zu ausufernden Trinkgelagen, Gewalt und Alkoholismus. Da Absinth preiswert, überall erhältlich und nahezu bei jedem beliebt war, stigmatisierte man ihn kurzerhand als Wurzel allen Übels. Ein Verbot untersagte jahrzehntelang die Herstellung und den Genuss von Absinth in seinem Ursprungsland, der Schweiz, sowie in Frankreich, wo er ebenfalls äußerst beliebt war. Erst Anfang der 90er Jahre wurde er rehabilitiert.

Rendezvous mit dem Insel-Absinth

Meine erste Begegnung in Deutschland mit der grünen Fee hatte ich vor kurzem auf Usedom. Direkt im Mittelpunkt der Insel entdeckte ich sie auf der Getränkekarte des Wasserschlosses Mellenthin, einem Hotel mit eigener Brauerei und Kaffeerösterei. Seit kurzem wird in der ebenfalls schlosseigenen Destillerie der erste Insel-Absinth Usedoms hergestellt. Eine gute Gelegenheit, ihn gleich einmal zu testen. Zu meinem Erstaunen war die Fee in meinem Glas nicht giftgrün, sondern weiß. Wie sich gleich herausstellte, hatte das auch durchaus seine Richtigkeit. Auf dem Weg zum üppigen Kuchenbuffet, an dem ich mir ein schönes Stück als Begleitung für meine Fee aussuchte, entdeckte ich zufällig die prächtige Destillieranlage des Wasserschlosses. Neugierig trat ich näher. Ein junger Mann bediente gerade geschickt die glänzende, kupferne Anlage. Philipp Fournes, der Destillateur-Meister höchstpersönlich, wie sich herausstellte. Auf meine Frage, warum seine grüne Fee denn eine weiße Fee sei, schmunzelte er. Das läge daran, dass früher der Absinth nach der Destillation mit dem Chlorophyll von Kräutern eingefärbt wurde. Heute fügten viele Hersteller einfach künstlichen Farbstoff hinzu, um an die Legende der grünen Fee anzuknüpfen. Darauf hätte man beim Mellenthiner Insel-Absinth bewusst verzichtet. Er sei ganz rein und ein pures Destillat, welches anschließend auf den gewünschten Alkoholgehalt einstellt werde, in diesem Fall auf 60 Prozent. Diesen hellen Absinth nennt man Blanche, aus dem Französischen für Weiß.

Ein echter Genuss: der Insel-Absinth im Wasserschloss Mellenthin

Ich war begeistert. Nicht nur vom netten und interessanten Gespräch mit dem freundlichen Destillateur, sondern auch vom Geschmack meiner weißen Fee. Sie beeindruckte mich sofort mit einer großen Vielfalt an Aromen. Neben dem Geschmack von Wermut meinte ich Koriander und Anis herauszuschmecken. Wie mir Philipp Fournes erklärt hatte, kommen außer diesen Bestandteilen noch viele weitere Kräuter und Gewürze beim Insel-Absinth zum Einsatz.

Einer seiner abschließenden Sätze hat sich mir ganz besonders eingeprägt: Man habe sich im Wasserschloss Mellenthin bewusst für eine weiße Fee entschieden. Denn eine künstliche grüne Färbung wäre bei diesem guten Absinth nur unnötige Effekthascherei, die diesem Destillat nicht gerecht würde. Stimmt genau!

Wo der Insel-Absinth geboren wird – Destillation auf Wasserschloss Mellenthin
Wasserschloss Mellenthin
Schlossallee 5
17429 Mellenthin
Tel.: 038379 2878-0
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Das Schloss ist Täglich ab 12 Uhr geöffnet
Warme Schloss Küche täglich 12-20 Uhr
Brauerei laut Veranstaltungskalender
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