Ich war eigentlich kein Kaffee-Fan …
Wer denkt, Kaffee sei bitter und diene nur als Muntermacher, verpasst ein besonderes Geschmackserlebnis – wie meines im Wasserschloss Mellenthin auf Usedom.
Kaffee im Wandel der Zeit
Wenn es Kaffee nicht schon gäbe, hätte ich ihn bestimmt nicht erfunden. Das dachte ich als Jugendliche oft. Immer zu bitter, oft zu stark, dann wieder dünn wie Perlon und irgendwie altmodisch. So richtig was für alte Kaffeetanten, die sich „täglich um viertel nach drei am Stammtisch im Eck in der Konditorei“ treffen, wie es Udo Jürgens 1971 in einem Lied originell auf den Punkt brachte.
Später im Job wurde die heiße Tasse Kaffee dann zwar nicht zum Genuss, aber wenigstens zu einer Art Überlebensstrategie. Zum einen, um im stressigen Büroalltag den müden Geist am Morgen aufzuwecken. Und zum anderen, um ihn nachmittags in endlosen Meetings noch einmal ordentlich wiederzubeleben. Richtig gern trank ich Kaffee allerdings nie. Egal, ob aus der Tüte mit dem berühmten Verwöhn-Aroma oder empfohlen vom charmanten italienischen Kaffeetrinker im Fernsehen, der nie ein Auto, aber immer eine Tasse Kaffee für die genervte Nachbarin parat hatte.
Was guten Kaffee ausmacht
Richtig schätzen lernte ich den Muntermacher erst, als ich meine erste Tasse wirklich guten Kaffee trank. Es war im Urlaub auf Usedom, morgens beim Frühstück im Wasserschloss Mellenthin. Schon der erste Schluck war ein ganz besonderes Geschmackserlebnis. Der Kaffee in der schönen weißen Porzellantasse war nicht mal annähernd mit jenem zu vergleichen, der tagtäglich durch unseren Kaffeefilter im Büro sickerte. Er schmeckte überhaupt nicht bitter, sondern eher würzig-herb und zusammen mit einem Schuss Kaffeesahne schön cremig. Ich war begeistert. Wie ich erfuhr, stammte er aus der hauseigenen Rösterei des Wasserschlosses Mellenthin, wo Rohkaffee aus aller Welt wie beispielsweise aus Äthiopien, Brasilien und Tansania im Trommelröster in kleinen Mengen langsam und schonend geröstet wird. Dies verhindert zum einen, dass die Bohnen bitter schmecken. Zum anderen kann das spezielle Aroma, das jede Kaffeesorte besitzt und das sie von anderen unterscheidet, dadurch bestens hervorgelockt werden. Bei Massenware, die schnell hoch erhitzt und eher gebrannt als geröstet wird, gehen diese feinen Aromen fast vollständig verloren. Dadurch schmeckt dieser Kaffee auch oft bitter.
Mellenthiner Kaffee im Wasserschloss-Shop
Meine Grundlektion zum Thema Kaffee erhielt ich während eines netten Gesprächs mit der freundlichen Dame im Shop des Wasserschlosses Mellenthin. Sie war nicht nur für den Shop zuständig, sondern auch für den Trommelröster, der neben ihrem Tresen Rohkaffee aus aller Welt in Spitzenkaffee verwandelte. Die Kaffee-Fee, wie ich sie insgeheim nannte, zeigte mir einige besondere Sorten, die gerade neu eingetroffen und frisch geröstet im Verkauf waren. Allein schon deren exotische Herkunftsländer wie Papua Neuguinea, Panama und Guatemala weckten in mir den Wunsch, am liebsten gleich alle Sorten auszuprobieren. Neben der Schlossmischung, die bereits beim Frühstück meine Einstellung zu Kaffee völlig auf den Kopf gestellt hatte, entschied ich mich schließlich noch für eine Tüte mit Bohnen aus Papua Neuguinea sowie je eine aus Äthiopien und Tansania. Bei der großen Auswahl fiel mir die Entscheidung gar nicht so leicht. Als die Kaffee-Fee mein Dilemma sah, meinte sie, ich solle mir keine Sorgen machen. Ich könne jederzeit im Online-Shop nachbestellen. Oder natürlich gern jederzeit wiederkommen. Denn außer Kaffee, meinte sie mit einem verschmitzten Lächeln, biete das Wasserschloss Mellenthin doch noch so manches mehr.
Das stimmt, und zwar ein Rundum-Wohlfühl-Erlebnis mit bestem Essen, leckerem Bier aus der Schlossbrauerei, feinen Geistern und Likören aus der hauseigenen Destillerie und natürlich mit einer tollen Lage mitten im Herzen der Sonneninsel Usedom. Ich komme wieder, das steht schon mal fest. Und sollte mir in der Zwischenzeit mein Lieblingskaffee ausgehen, bestelle ich kurzerhand im Online-Shop auf der Hotel-Webseite. Denn ab jetzt trinke ich keinen schlechten Kaffee mehr. Das habe ich mir geschworen.
