Pommern-Tradition auf Usedom
Wer Usedom bereist, trifft vielerorts noch auf Pommersche Geschichte. Im kleinen Ort Mellenthin erleben Gäste Pommern-Küche und Pommersche Keramik hautnah.
Unbekanntes Pommern
Pommern ist den Jüngeren unter uns, die nicht im Nordosten wohnen, kaum noch ein Begriff. Zu wenig ist von den alten Traditionen und Gebräuchen der ehemals großen preußischen Provinz übrig geblieben. Zwar erstreckt sich Pommern auch heute noch von der Ostseeküste und ihren vorgelagerten Inseln bis zu 200 Kilometer ins Festland. Jedoch wird es kaum als Region mit besonderen Traditionen wahrgenommen.
Dabei hat Pommern durchaus schöne Gebräuche, die es lohnt zu erhalten. Einen kennen wir sprichwörtlich auch heute noch: den sogenannten Katzenteller. Dieser tiefe Teller aus Porzellan oder sogar Silber wurde früher vom Vater an die Töchter verschenkt. Mit Milch gefüllt, wurde er den Haus- und Hof-Katzen hingestellt. Denn mit ihnen musste man sich gut stellen, da Mäuse und Ratten früher so manche Hungersnot und Epidemie verursachten.
Auch die Handwerkskunst stand im ehemaligen Pommern hoch im Kurs. So wurde bis Ende des 18. Jahrhunderts beste Pommersche Keramik über die Ostsee bis hoch nach Schweden verkauft.
Pommersche Keramik auf Usedom
Keramik nach Pommern-Art zierte früher fast jeden Tisch in der Region. Die weiß glasierten Teller, Krüge und Schüsseln mit blauer Bemalung hatten auch im Ausland ihre Liebhaber. Regelmäßig lieferten Schiffe die zerbrechliche Ware über die Ostsee bis hoch in den Norden. Dem Konkurrenzdruck durch ausländische Manufakturen konnte das volkstümliche Geschirr allerdings bald nicht mehr standhalten. Es verschwand völlig aus den Schränken.
Vor einigen Jahren machte es sich die Töpferin Susi Erler zur Aufgabe, dem alten Traditionsgeschirr neues Leben einzuhauchen. In ihrem anheimelnden Laden in Mellenthin mitten im Zentrum der Insel Usedom findet man vom original Pommernlicht über Keramik aller Art mit modernsten Gebrauchseigenschaften bis hin zu Gartenschmuck vieles, was das Zuhause zu einer Wohlfühl-Oase macht. Außerdem kann man der Töpferin bei der Arbeit über die Schulter schauen.
Pommern-Buffet im Wasserschloss Mellenthin
Wer ausprobieren möchte, wie die Pommersche Küche schmeckt, sollte nach dem Besuch der Töpferei unbedingt einen Abstecher ins Wasserschloss Mellenthin machen. Jeden Freitag ab 18 Uhr findet dort das traditionelle Pommern-Buffet statt. In der Brauerei des altehrwürdigen Renaissance-Schlosses aus dem 16. Jahrhundert wird dann an langen Holztischen opulent getafelt. Saisonale Fleisch- und Fischspezialitäten gehören zum Buffet ebenso dazu wie Räucherfisch, eingelegtes Gemüse und deftige Kartoffelgerichte, ganz so, wie es die Pommersche Küche seit jeher vorsieht.
Auch im Schloss-Restaurant wird gutbürgerliche Küche mit frischen Produkten großgeschrieben. Neben Wildgerichten, einer Ritter-Vesper, dem Schlossherren-Teller und einem Prinzessinnen-Mahl, muss auch niemand auf frischen Fisch, knackigen Salat oder vegetarische Gerichte verzichten. Und vom Katzenteller muss hier auch niemand essen. Versprochen!