Usedoms besondere Museen
Bei sommerlicher Wärme zieht es nur wenige Gäste auf Usedom ins Museum. Doch wenn die Tage kühler werden, lockt Sehenswertes, Einzigartiges und Skurriles.
Usedom kann bei Naturattraktionen aus dem Vollen schöpfen: herrlicher Sandstrand, Kiefern- und Buchenwälder, Boddenlandschaft und Steilküste, Binnenseen und Achterwasser. Doch auch in anderer Hinsicht muss sich Deutschlands beliebteste Ostseeinsel nicht verstecken. Viele ihrer Museen sind originell, einige einzigartig, andere wiederum fast schon skurril.
Faszination und Gänsehaut in Peenemünde
Im nördlichsten Zipfel der Insel, in Peenemünde, kann man mühelos gleich einen ganzen Tag mit der Erkundung von Museen verbringen. Am beeindruckendsten ist wohl die ehemalige Raketenforschungs- und Versuchsanstalt Peenemünde. Hier arbeiteten und forschten während des Zweiten Weltkriegs bis zu 12.000 Menschen, größtenteils als Zwangsarbeiter, am weltweit ersten Marschflugkörper und der ersten funktionierenden Großrakete. Beide wurden später als „Vergeltungswaffen“ eingesetzt. Dieser Gedanke und auch die eindringliche Dokumentation jagen einem heute noch einen Schauer über den Rücken. Ebenfalls interessant, jedoch nichts für Menschen mit Klaustrophobie ist die Besichtigung eines Unterwasser-Raketenkreuzers, der im Hafen vertäut ist. Wer physikalische Phänomene liebt, sollte unbedingt die Phänomenta besuchen, ein interaktives Museum mit über 200 naturwissenschaftlichen und physikalischen Ereignissen zum Anfassen. Zudem lässt ein Spielzeugmuseum Kinderwünsche aus drei Jahrhunderten wieder auferstehen.
Alte Flieger und ein Schriftsteller in Heringsdorf
Wer die Welt der Flugzeuge liebt, wird den Hangar-10 nahe Heringsdorf mögen. Gleich neben dem offiziellen Flughafen der Insel Usedom kann man in die Fußstapfen berühmter Piloten treten und Erstaunliches über die Fliegerei lernen. Nach der Besichtigung von Messerschmitt, Spitfire und Yakovlew versorgt eine originelle Fliegerbar die Besucher mit kleinen Snacks und Getränken.
Ebenfalls in Heringsdorf steht die Villa Irmgard. Sie zeigt in ihren noch original eingerichteten Räumen, wie Maxim Gorki dort 1922 seinen Kur-Urlaub verbrachte und arbeitete. Der weltbekannte russische Schriftsteller war an Tuberkulose erkrankt und kurierte sie dort aus.
Bunte Falter, skurrile Bügeleisen und funkelnde Steine
Einmal Eintritt zahlen und dreimal staunen – dazu berechtigt die Eintrittskarte der Familie Lehmann. Das vielleicht skurrilste ihrer drei Museen ist das Verrückte Bügeleisenhaus, direkt an der Hauptstraße in Zinnowitz. Besonders Männer liebten das Museum, erklärt uns die Besitzerin. Erst sind wir verblüfft, doch dann sehen wir warum. Die ausgestellten antiken und außergewöhnlichen Bügeleisen sind echte technische Kuriositäten. Zudem zeigt das Museum auch wunderschöne Glasexponate aus mehreren Jahrhunderten – ebenfalls nicht nur etwas für Frauen.
Das exotischste Museum ist die Schmetterlingsfarm in Trassenheide. Bei tropischen Temperaturen umflattern uns hier prächtige Falter in himmelblau und scharlachrot. Andere sitzen oder hängen an tropischen Pflanzen, blühenden Orchideen oder kleinen Schälchen mit süßer Nahrung.
Das dritte Museum im Bunde ist die Naturerlebniswelt im Seebad Heringsdorf. Hier kann man eindrucksvoll erleben, was die Erde in 500 Millionen Jahren alles hervorgebracht hat.
Neben einem versteinerten Dinosauriernest mit acht Eiern entdeckten wir auch eine Nachbildung von Lucy, dem ältesten Menschen der Welt. Das eigentliche Highlight jedoch ist eine begehbare Amethysthöhle aus 5000 Steinen, die märchenhaft durch sanftes Licht zum Funkeln gebracht wird.
Erdgeschichte und Wildschweinbratwurst in Neu Pudagla
Nicht weit von unserem Lieblingshotel auf Usedom entfernt, dem Wasserschloss Mellenthin, liegt das Forstamt Neu Pudagla. Wenn man sich einmal jung und leicht fühlen will, besucht man am besten den dazu gehörenden Usedomer Gesteinsgarten. Er ist eine beeindruckende Gartenanlage und beschäftigt sich mit frühzeitlicher Erd- und Naturgeschichte. Die ältesten Exponate sind zwei Milliarden Jahre alt, die schwersten wiegen einige Tonnen. Der Gesteinsgarten entstand in Zusammenarbeit mit der Uni Greifswald. Die gezeigten Steine wurden einst von Eiszeitgletschern aus Skandinavien auf die Insel Usedom gebracht. Neben dem Gesteinsgarten befindet sich ein Waldkabinett, das den Wald einmal von einer ganz anderen Seite zeigt. Außerdem führt ein Lehrpfad an Bienenkästen und Riesenlebensbäumen vorbei zur „Fledermausburg“, einem alten Brunnenhaus, das den fliegenden Säugetieren als Winterquartier dient.
Das Forsthaus Neu Pudagla selbst kann ebenfalls auf eine traditionsreiche Geschichte zurückblicken. Der historische Gebäudekomplex stammt aus dem Jahr 1849, seine Baumallee ist bereits 150 Jahre alt. Es war zudem stark in den touristischen Aufschwung der Insel Usedom involviert. 1851 genehmigte sein erster Leiter den bisher verbotenen Zugang durch die königlichen Forsten zu den Stränden. Damit begann an der gesamten Küstenlinie ein schwungvoller Badebetrieb.
Das Forsthaus ist auch heute noch voll in Betrieb. Besonders begeistert hat uns sein Waldladen und das Wildbistro. Hier kann man nicht nur leckere Wildschweinbratwurst auf die Hand und auf den Teller bekommen. Der Laden bietet auch portionierte Wildwaren aus der Kühltheke oder als Tiefkühlgut an sowie eine Palette verschiedener Wald- und Bioprodukte. Das Wildfleisch stammt ausnahmslos aus dem eigenen Landeswald.
Skurrile Bügeleisen und Glaskunst im Verrückten Bügeleisenhaus