Fast alle Störche sind schon da
Auch in diesem Jahr sind die Störche wieder früh aus ihren Winterquartieren zurück. Die ersten beziehen bereits ihre Lieblingsnester auf den Häusern Usedoms.
Störche im Anflug
Jedes Jahr läuten sie den Frühling ein. Mit ihrem strahlend weißen Gefieder und den leuchtend roten Schnäbeln und Beinen gehören die Weißstörche zu den beliebtesten Frühlingsboten. Ihr Winterquartier in Afrika verlassen sie normalerweise erst Ende März. Doch die immer wärmeren und kürzeren Winter in Deutschland locken sie inzwischen schon deutlich früher zurück in die Heimat. Der eine oder andere Nesthocker erspart sich sogar ganzjährig die Strapazen der anstrengenden Interkontinentalflüge und richtet sich gleich ganzjährig häuslich bei uns ein. In milden Wintern mit wenig Schnee und mäßigem Frost finden die Hiergebliebenen noch ausreichend Nahrung. Regenwürmer, Mäuse und Fische stehen dann auf dem Speiseplan. Mit ihnen überstehen sie die kalte Jahreszeit problemlos.
Klimawandel lässt auch die Störche umdenken
Der Klimawandel verändert den Lebensraum von Tier und Mensch. Jedes Lebewesen tut also gut daran, sich rechtzeitig anzupassen – soweit es dazu in der Lage ist. Als Zugvogel stehen dem Storch gute Optionen offen. Während vieler Jahrtausende passte er sein Verhalten an die Klimawechsel in Europa und Afrika an. Das knappe Nahrungsangebot im Winter zwang ihn bisher, Europa zu verlassen und seine lange Reise nach Afrika anzutreten. Inzwischen ändern sich die Bedingungen. Extreme Hitze in Afrika im Sommer macht es den Störchen zunehmend schwerer, im Winter noch ausreichend Nahrung zu finden. Die zeitgleich steigenden Temperaturen in Europa während der Winterzeit erleichtern ihnen das Überwintern. Auch in Deutschland ist der Anblick von Störchen auf winterlichen Hausdächern schon längst keine Seltenheit mehr. Selbst im eher kühlen Norden verbringen einige schon seit Jahren den Winter. Besonders auf den klimatisch ausgeglichenen Ostseeinseln bewachen manche Männchen das ganze Jahr über ihr Nest und warten geduldig auf die Rückkehr der Weibchen.
Die Männer bleiben, die Frauen ziehen nach Afrika
Die flugfaulen unter den Störchen sind eindeutig Männchen. Während Weibchen und Jungtiere sich regelmäßig auf den Weg nach Afrika machen, bleiben die Herren gern und immer öfter ganzjährig im gemütlichen Nest. Ob sie schlauer sind oder einfach nur träger, lassen wir mal dahingestellt. Immerhin müssen die Männchen sowieso immer als erste aus Afrika aufbrechen. Ihre Aufgabe ist es, ein behagliches Nest einzurichten und anschließend die Weibchen hereinzulocken. Schlau wäre es also tatsächlich, bei guten Bedingungen auszuharren und sich gleich schon den besten Standort zu sichern. Für die männlichen Jungvögel, die dann erst später mit den Weibchen zurückkehren, bedeutet dies natürlich mehr Kampf um die Nester als früher. Viele sind bereits besetzt, wenn sie zurückkehren. Und einen alt eingesessenen Storch zu vertreiben, ist für einen Jungspund eine Herausforderung.
Storch mit Dauermiete in Mellenthin auf Usedom
Besonders idyllisch eingenistet hat sich ein Weißstorch im beschaulichen Örtchen Mellenthin auf Usedom. Vom eigens für ihn erhaltenen Schornstein eines historischen Gutshauses aus genießt er einen tollen Blick auf das mittelalterliche Wasserschloss schräg gegenüber. Schon im morgendlichen Frühnebel stakst er dann auf der Suche nach Käfern und Mäusen auf den ausgedehnten Wiesen des Schlossparks herum. Längst schon zieht es ihn nicht mehr ins heiße Afrika. Inzwischen ist auch hier auf Deutschlands beliebtester Ferieninsel für ihn der Tisch das ganze Jahr über ausreichend gedeckt. Für die Gäste des Wasserschlosses Mellenthin ist er fast schon ein Star. Morgens erscheint er pünktlich zum Frühstück auf der Wiese vor dem großen Glaspavillon. Abends schaut er im Sommer gern einmal im Biergarten vorbei. Vom Schlossdach aus beäugt er interessiert das bunte Treiben auf dem Innenhof und posiert auch gerne mal für das eine oder andere Foto. Jetzt im März hat er allerdings erst einmal ordentlich zu tun. Schließlich muss das Nest gesäubert und hergerichtet werden. Auch wenn der Ausblick noch so schön ist, die Damen sind schließlich wählerisch. Und es dauert nur noch ein paar Tage, dann kommt die Angebetete zurück nach Hause...