Hochsaison für Glühwein und Grog
Im Winter haben Glühwein und Grog Hochsaison. Die jahrhundertealten Getränke der Edelleute und Seefahrer wärmen auch im Wasserschloss Mellenthin Herz und Hände.
Nun ist sie da, die kalte Jahreszeit. Nach einem Jahrhundert-Sommer mit viel Sonne, Hitze und Trockenheit hat der Winter plötzlich Einzug gehalten. Der Herbst fand überhaupt nicht statt, weil dem Sommer gefühlt erst Ende Oktober die Puste ausging. Fast schon konnten wir uns gar nicht mehr erinnern, wie sich lange Hosen und dicke Pullover anfühlen. Nun müssen sie schnell raus aus dem Schrank, denn Väterchen Frost hat nicht lange gefackelt. Auf den letzten Rosenblüten schimmert jetzt morgens der Reif. Die Bäume haben ihre schönen bunten Blätter abgeworfen und recken nur noch kahle Äste in den grauen Winterhimmel. Die Füße werden kalt, wenn man herumsteht, die Hände klamm, die Ohren rot. Was jetzt guttut, ist ein heißes Getränk.
Beliebtes Heißgetränk im Winter: der Grog
Im Winter herrscht deshalb Hochsaison für ausgefallene Heißgetränke. Während Kaffee, Tee und Kakao auch im Sommer ihre treuen Fans haben, sind Exoten wie Glühwein und Grog echte Schneekönige. Ihren Ursprung haben sie, wen wundert‘s, in den kalten Regionen.
Der Grog ist ein typisches Seefahrer-Getränk und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Auf englischen Schiffen wurde damals mit Vorliebe Trinkwasser mit Rum und Zitrone vermischt. Zum einen, damit das Wasser nicht so schnell verdarb. Zum anderen, um die Seeleute bei Laune und Gesundheit zu halten, wenn sie oft monatelang über die Meere schipperten. Versetzte man den Grog dann noch zusätzlich mit Gewürzen, wurde daraus Punch. Die Idee dazu brachten Seeleute aus Indien mit. Der Grog ist also der kleine Bruder des Punch.
Vom kalten Würzwein zum heißen Glühwein
Glühwein gibt es vermutlich seit der Renaissance. Zwar wussten schon in der Antike die Menschen gewürzten Wein zu schätzen, doch dieser wurde noch kalt getrunken. Im 16. Jahrhundert hielt heißer aromatisierter Wein dann am schwedischen Königshof Einzug. Er wurde Glögg genannt. Damals waren gewürzte Weine noch ausschließlich der königlichen Familie und den Edelleuten vorbehalten. Denn Gewürze waren teuer und schier unerschwinglich für das einfache Volk.
Im 18. Jahrhundert begannen dann in Deutschland findige Weinhändler aus Sachsen mit den ersten Versuchen, weißen und roten Wein zu würzen und zu erhitzen. Damals mischte man ihn noch mit Ingwer, Granatapfel und Safran. Doch auch Zutaten wie Anis, Kardamom, Muskat und Zimt waren bereits als Aromen für den heißen Würzwein sehr beliebt. Zum Schluss gab man immer noch großzügig Honig oder Zucker hinzu, um den säuerlichen Geschmack des Weins zu überdecken. Mit dem heute industriell gefertigten Glühwein hatte der damalige Wein wenig gemeinsam. Im Gegenteil: Er schmeckte um Längen besser und war noch fein abgeschmeckt.
Auf die Idee, Glühwein in Flaschen abzufüllen und zu vermarkten, kam 1956 ein Winzer aus Augsburg. Er musste zwar noch ein Bußgeld zahlen, da das Zusetzen von Zucker bei Wein verboten war. Doch schon kurze Zeit später machte das Gesetz für den heißen Würzwein eine Ausnahme und der Siegeszug der Glühweinflaschen begann.
Glühwein und das Wasserschloss Mellenthin: Zwei aus dem 16. Jahrhundert
Will man Glühwein noch in historischem Ambiente genießen, so sollte man zur Winterzeit einen Abstecher ins Wasserschloss Mellenthin machen. Das schöne Renaissance-Schloss in Usedoms Inselmitte stammt genau wie der Glühwein aus dem 16. Jahrhundert. Heute muss man allerdings kein Edelmann oder König mehr sein, um sich den würzigen Wein schmecken zu lassen. Ebenso wenig wie man mit dem Schiff anlanden muss, um sich einen Grog zu verdienen. Beides wird hier an alle Gäste ausgeschenkt, die sich gern Hände und Herz erwärmen lassen wollen.
Etwas Warmes für Körper und Seele