Bier, das glücklich macht
Handgemachte Biere mit Charakter sind stark im Kommen. Im Wasserschloss Mellenthin auf Usedom werden auch exotischere Biersorten gebraut oder neu interpretiert.
In der Schule habe ich mal ein Referat über Benjamin Franklin (1706 – 1790) gehalten. Der amerikanische Staatsmann, Verleger und Schriftsteller war nicht nur einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten und beteiligt am Entwurf der Unabhängigkeitserklärung. Er war auch kreativer Erfinder und Naturwissenschaftler. Die Erfindung des Blitzableiters geht unter anderem auf ihn zurück. Ebenfalls von ihm stammt eines meiner Lieblingszitate, die ihn mir auch als Mensch näher brachte und richtig sympathisch machte: „Bier ist der überzeugendste Beweis dafür, dass Gott den Menschen liebt und ihn glücklich sehen will.“
Charaktervolle Craft Biere
Vielleicht hat mich das Referat oder das Zitat nachhaltig geprägt. Auf jeden Fall habe ich später während meines Biologiestudiums ein Praktikum in einer Brauerei gemacht. Das war in vielerlei Hinsicht eine lehrreiche Erfahrung. Einiges aus dieser Zeit habe ich mir auch später noch bewahrt, anderes hingegen abgelegt. So trinke ich immer noch gern Bier. Die Selbst-Brauversuche habe ich allerdings bald aufgegeben. Das eigene Gebräu wollte beim besten Willen nicht so gut schmecken, wie jenes aus meinen Lieblingsbrauereien. Doch auch hier hat sich meine Vorliebe, vielleicht auch mein Geschmacksempfinden, deutlich verändert. Kaufte ich früher den Kasten Bier in der Regel im Supermarkt oder Getränkeladen um die Ecke, stehen heute nicht Mainstream-Biere auf der Einkaufsliste, sondern viel eher „handgemachte“. Also Biere mit Leidenschaft und besonderem Geschmackserlebnis. In der Braubranche hat sich hierzu bereits ein neuer Begriff etabliert, das sogenannte Craft Beer. Mittlerweile ist der Begriff über den großen Teich geschwappt und in Deutschland angekommen. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine neue Biersorte. Es beschreibt vielmehr eine andere Herangehensweise an das Bierbrauen. Im Fokus stehen dabei eine Rückbesinnung auf alte Biersorten, unfiltrierte Biere oder eher ungewöhnliche Biersorten wie Ale oder IPA. Zudem geht es darum, altbekannte Biere wie Pils oder Helles neu zu interpretieren und so vom Massengeschmack abzurücken. Auch ohne diese als „Craft Beer“ zu bezeichnen, schaffen das Brauer in Deutschland aber auch.
Bier-Vielfalt im Wasserschloss Mellenthin
Seit 2011 wird auch im Wasserschloss Mellenthin, mitten im Herzen der Ostseeinsel Usedom, leckeres Charakterbier in großer Vielfalt gebraut. Neben dem Mellenthiner Hell und Dunkel beweist Braumeister und Schlossherr Jan Fidora bei den anderen Biersorten auch immer wieder aufs Neue ein hohes Maß an Kreativität. So gibt es neben den beiden Standards zudem stets zwei weitere Bierspezialitäten frisch vom Hahn. Darunter finden sich mal bekanntere Sorten wie Bock oder Weizen. Je nach Lust und Laune des Braumeisters werden aber auch exotische wie Baltic Lights, Ingwer-Zwieback- oder Cannabis-Bier im altehrwürdigen Renaissanceschloss aus dem 16. Jahrhundert gebraut.
Bier macht tatsächlich glücklich
Was mich als Biologe und Forscher aber auch immer wieder begeistert, sind die zahlreichen Studien über das Bier. Neben den Untersuchungen zur schädlichen Wirkung von Alkohol auf den menschlichen Körper gibt es doch auch unzählige zu den gesundheitsförderlichen Effekten von moderatem Biergenuss. Tatsächlich steckt Bier nachweislich voller gesunder Mineralien und Vitamine. Und so vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein neuer positiver Effekt von moderatem Biergenuss entdeckt wird. Wie beispielsweise das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2017, wonach Bier tatsächlich glücklich machen könnte. So wurde im Bier überraschend die Substanz Hordenin gefunden, die genau wie Dopamin den Dopamin-D2-Rezeptor aktiviert und nachhaltig das Belohnungszentrum stimuliert.
Den Naturwissenschaftler Benjamin Franklin hätte diese neue Erkenntnis mit Sicherheit erfreut. Wenn er es nicht ohnehin schon wusste.